CDU Vorstand zu Besuch beim Stadtarchiv


In Pleutersbach gelegen, kommt das Stadtarchiv, rein optisch, eher unscheinbar daher, zweckmäßig eben. Dieser Archivzweckbau wurde von 1985-1988 neu erbaut. Auf 500qm befinden sich entsprechende Magazinräume mit Präsenzbibliothek, Rollregalanlagen, Brandmeldeanlage, Diebstahlsicherung, Restaurierungswerkstatt und einem Arbeitsraum für Benutzer.
Doch der erste Eindruck der Zweckmäßigkeit trügt, denn sobald man das Stadtarchiv betritt, strömt ein Hauch von Historischem in die Nase, der Duft von altem Papier, Urkunden, Bildern und Schriften zur Stadtgeschichte, sogenannten Archivalien, die Bürgermeister Dr. John Gustav Weiss um das Jahr 1900 strukturiert erschloss und damit den Grundstein für das heutige Stadt- und Verbundarchiv gelegt hat. Seit 1. Oktober 2019 leitet Dr. Marius Golgath dort die Geschicke.
Im Eingangsbereich des Archivs befindet sich ein Plakat der Bürgermeister Eberbachs, angefangen mit der ersten bildlichen Darstellung von Johann Peter Balde aus dem Jahr 1832, bis hin zum amtierenden Bürgermeister Peter Reichert. Über der Bürgermeisterliste hängt ein großformatiges Gemälde mit einer Eberbach-Darstellung, die 1924 entstand. Dr. Marius Golgath erklärt, dass sich auf diesem Bild Fehler eingeschlichen hätten, so sei der Lauer und der Treidelpfad falsch dargestellt, außerdem die Burganlage zu sehen, die im 15. Jahrhundert bereits geschliffen wurde. Es sei sehr frei gemalt und mit der fiktiven Jahreszahl 1550 versehen, dennoch habe der Künstler die Stadttürme und Fassaden sehr schön dargestellt. Das Gemälde hing einst in der Stadthalle.
Das Augenmerk der CDU-Mitglieder fällt auf einen aufgeschlagenen sehr großen, alten „Wälzer“, bei dem es sich um die in Latein verfasste Wormser Kirchengeschichte handelt. Es sei eine Abschrift, so Dr. Golgath, in der zu lesen sei, dass Stauferkönig Heinrich (VII.) „castrum Eberbach“ 1227 vom Wormser Bischof als Lehen bekam. Somit sei die Burg Eberbach erstmalig 1227 urkundlich erwähnt, weshalb die Stadt 2027 das 800-jährige Stadtjubiläum feiert.
Dr. Marius Golgath hat für die CDU-Führung besondere Dokumente aus dem Archiv geholt. Es handelt sich um Aufnahmescheine der damals noch „Christlich Sozialen Union“ Eberbach aus den Jahren 1945 bis 1971. Großes allgemeines Staunen entsteht, als Stadtverbandsvorsitzender Georg Hellmuth zufällig blätternd, den Aufnahmeschein seines Großvaters entdeckt, ein bewegender Moment. Als sich Beisitzerin Leoni Epp neugierig über die CDU-Archiv-Box beugt, beginnt auch für sie eine Zeitreise, als sie den Aufnahmeschein ihres Opas findet und alte Fotos der CDU-Gemeinderats-Kandidaten. Als sogenanntes „Depositum“ (lat. „Hinterlegtes“) werden Unterlagen oder Gegenstände bezeichnet, die von Privatpersonen oder Institutionen in einem Archiv oder einem Museum hinterlegt wurden. So seien die CDU-Dokumente langfristig gesichert und werden seit letztem Jahr, auf Anraten des Stadtvorsitzenden Georg Hellmuth hin, jährlich aktualisiert und ergänzt. Mit der Idee, die CDU-Dokumente, Plakate etc. der letzten Jahre professionell „einzulagern“, habe Hellmuth im Stadtarchiv „offene Türen eingerannt“.
Mit Stolz präsentiert Dr. Golgath seinen Schreibtisch aus dem Jahre 1918, an dem einst Bürgermeister Dr. John Gustav Weiss saß. Dieser Schreibtisch wurde in den 80-ern aus dem Nachlass der Tochter von Dr. Weiss der Stadt Eberbach gespendet. Dr. Weiss war es auch, der die erstmals 1901 erschienene Stadtchronik verfasst hat und mit einem handschriftlichen Karteikastensystem von 1900 gearbeitet hat „da gab es noch keine Registratur nach Külby“ so Dr. Golgath.
Die Begeisterung und Leidenschaft von Dr. Golgath ist ansteckend und so hängen alle ZuhörerInnen an seinen Lippen, als er ein Stück, wie er selbst sagt „gelebte Geschichte“ präsentiert. Es handelt sich um einen (mittlerweile mit Holz gebundenen) Aktenstapel, mit dem ein Stadtschreiber der im Dreißjährigen Krieg von einem bewaffneten Soldaten überrascht wurde, erfolgreich einen Schlag mit dem Fausthammer abgewehrt hat. Das Loch in den Akten ist einige Zentimeter tief und stößt auf Staunen und Sprachlosigkeit. Doch nun zurück zum „Archiv-Alltag“.
Die vier Hauptaufgaben für Dr. Golgath und sein Team sind die Archiv- und Aktenverwaltung, die Benutzerbetreuung und die Öffentlichkeitsarbeit. Eine neue große Herausforderung stellt die digitale Langzeitarchivierung dar, welche über das System „DIMAG“ des Landesarchivs möglich ist und sehr zeitintensiv sei.
Nach einer aufregenden Archiv-Führung bedankt sich Georg Hellmuth bei Dr. Golgath mit den Worten: „Ich bin froh und glücklich heute, was ich nicht oft bin. Froh, dass Sie sich die Zeit genommen haben unsere Gruppe mit viel Wissen und großer Freude an Ihrer Tätigkeit durchs Archiv zu führen. Sie sind der richtige Mann, am richtigen Ort. Glücklich, dass wir unsere zu archivierenden Unterlagen ins Archiv bringen konnten. Das ist eine Gewähr, dass unsere Dokumente auf dem höchsten Standard und in besten Händen archiviert und gesichert für die zukünftigen Generationen sind.“
Alle Anwesenden sind sich einig, dass eine Archivführung große Lust auf Geschichte macht und zur Nachahmung empfohlen werden kann. Den Blick ins Archiv zu werfen ist definitiv eine Horizonterweiterung und ein unvergesslicher Moment. Nach der Zeitreise traf sich die CDU Eberbach-Schönbrunn zur turnusgemäßen Vorstandssitzung und führte somit ihre Reihe „Vorstandssitzung einmal anders“ fort. Die nächste Vorstandssitzung wird voraussichtlich im Stadtmuseum Eberbach stattfinden.

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